GROSSE WELT IM KLEINEN

Feldzug 1815

Ein Artikel von Dr. Harald Dousek

1) Einleitung

Im folgenden Artikel möchte ich auf die weniger bekannten Ereignisse dieses Feldzugs näher eingehen. Allgemein wird Waterloo als die zu Recht entscheidende, vor allem den Krieg abkürzende, Schlacht ausführlich beschrieben und je nach Sichtweise des jeweiligen Historikers Großbritannien oder Preußen als Retter Europas vor Napoleon gefeiert. Aber auch Österreich und eine Reihe deutscher und italienischer Staaten hatten ihren gewichtigen Anteil an diesem letzten Krieg der napoleonischen Epoche.

2) Die französischen Pläne

Napoleon hatte sich nach seiner triumphalen Rückkehr aus Elba, die unter den bereits zerstrittenen Teilnehmern des Wiener Kongress sofort Einigkeit entstehen ließ, entschieden, das Schwergewicht des, durch die Haltung der Alliierten unvermeidlichen Krieges auf einen Stoß Richtung Belgien zu legen, um die dort stationierten britischen Truppen unter Wellington nur mit seiner Nordarmee von 68.000 Mann zu zerschlagen und auch die ebenfalls in diesem Raum befindlichen Preußen unter Blücher zu vernichten. Napoleon konnte aber nicht seine gesamte Streitmacht hier verwenden, da ihn ein royalistischer Aufstand in der Vendee nötigte, auch hier Truppen, rund 24.000 Mann unter General Laborde, einzusetzen, die aber erst am 20. Juni in der Schlacht von Rocheserviere die Anhänger der Bourbonen schlagen konnten.

Im Süden musste Napoleon, nachdem hier ein weiterer royalistischer Aufstand unter der Führung des Herzogs von Angouleme durch den Einsatz General Grouchys, der daraufhin am 15.April 1815 zum Marschall befördert wurde, gescheitert war, weiterhin starke Einheiten, und zwar die Alpenarmee unter Marschall Suchet mit 20.000 Mann, das Beobachtungskorps Jura unter GL Lecourbe mit 9.000 und das von Var unter Marschall Brune mit 9.000 Mann, stehen lassen, da hier ein österreichisch-sardisches Heer, die Armee von Italien unter GdK Frimont mit den Korps FML Radivojevich und FML Bubna aufmarschierte.

Auch in Ostfrankreich blieb das IV. Korps, die Moselarmee unter General Gerard mit 13.000 Mann, und das V. Korps, auch Rheinarmee genannt, mit 16.000 Mann unter General Rapp stehen, da hier die  gewaltige Armee des Oberrheins, bestehend aus Einheiten Österreichs, Bayerns, Hessen-Darmstadt, Württemberg, Baden und Frankfurts, heranzog. Dahinter bewegte sich noch eine 160.000 Mann starke russische Armee, deren drei Kolonnen sich aber noch in Mitteldeutschland befanden.

Auch im Südwesten sammelten sich bereits spanische Streitkräfte, eine Armee unter General Castanos sollte auf Perpignan, die andere unter General O´Donell auf Toulouse stoßen, wodurch auch hier Napoleon gezwungen war, die Grenze in den Pyrenäen abzusichern weswegen in Bordeaux und Perpignan rund 12.000 Mann als Beobachtungskorps unter GL Clauzel und GL Decaen versammelt wurden.

Sogar in Portugal wurde ein Korps von 20.000 Mann Sollstärke zur Unterstützung der Briten aufgestellt, um Napoleon zu bekämpfen. Auf dem Seeweg wollte man diese Einheit zu Wellington senden. Bevor allerdings diese Hilfstruppe ihre Einsatzbereitschaft erreicht hatte, war der Krieg schon längst beendet worden.

Ferner stand Napoleon noch eine Reservearmee unter Marschall Mortier bereit,  die 4 Korps ( Pajol, Exelmann, Kellermann und Milhaud) stark war, zur Verfügung. Zur Besetzung der festen Plätze waren 130.000 Mann, Nationalgarde und Veteranen, vorgesehen. In Teilen der französischen Bevölkerung herrschte aber mittlerweile eine gewisse Kriegsmüdigkeit, sodass die Einheiten mangels Zustrom zu den Fahnen nur selten die gewünschte Sollstärke erreichten. Auch die Tatsache, dass Napoleon seinen fähigsten Marschall, Louis-Nicolas Davout, zum Kriegsminister ernannt hatte, statt ihm eine Armee anzuvertrauen, stärkte nicht gerade die französische Armee. Böse Zungen behaupteten, dass Napoleon, im Falle eines Erfolges, den Ruhm nicht teilen wollte.

3) Der alliierte Aufmarsch gegen Ostfrankreich

Die Armee des Oberrheins unter FM Schwarzenberg bestand aus :

I. Armeekorps unter Fürst von Hohenzollern ( Preußen, Mecklenburg )

II. Armeekorps unter FM Graf Colloredo (Österreich)

III. Armeekorps unter Kronprinz von Württemberg (Österreich, Hessen-Darmstadt, Baden, Württemberg)

IV. Armeekorps unter Wrede, Bayern und ein russisches Korps ( 2 Kosaken-, 4 Husarenregimenter, 9. Infanteriedivision und 48 Geschütze) unter GL Graf Lampert

Reservekorps unter Erzherzog Ferdinand (Österreich)

Zwischen dem IV. Korps und dem II. preußischen Korps stand ein deutsches Korps gebildet aus der Division Hessen-Kassel unter General Engelhardt, später abgelöst durch GL Karl Georg Albrecht von Hake, und der thüringischen Brigade unter GM Egloffstein. Ziel war der Vorstoß über Sedan nach Reims, das bis zum 8. Juli erreicht wurde. Dahinter rückte die preußische Reservearmee, 3 Korps stark, sowie weiter nördlich ein dänisches Korps unter General Prinz Friedrich von Hessen-Kassel und ein hanseatisches Kontingent heran. Auch ein sächsisches Korps befand sich als weitere Unterstützung im Anmarsch.

Das III. Armeekorps der Alliierten rückte im Juni in Richtung Elsass vor. Am 20. Juni kam es bei Anweiler, Gottranstein und Offenbach, nördlich von Landau, zum Gefecht zwischen bayrischen Einheiten, die bereits am 19. Juni den Rhein bei Mannheim überschritten hatten, und vorgeschobenen Truppen Rapps. Die Vorhut des  IV. Armeekorps unter GM Deroy, der mit der bayrischen 1. Infanteriedivision und dem 11. Nationalfeldbataillon Ingolstadt, rund 800 Mann, angriff, drängte die französischen Sicherungskräfte zurück in Richtung Metz und Saarlouis. General Rapp, der inzwischen die Nachricht vom Ausgang der Schlacht von Waterloo erhalten hatte, agierte aber weiter gemäß seines Auftrags und versuchte das Elsass zu decken.

4) Die ersten Kampfhandlungen

Marschall Suchet, der die Alpenarmee befehligte, hatte von Napoleon die Order erhalten, die Feindseligkeiten nicht vor dem 14. Juni zu beginnen. Nun sandte er General Dessaix mit 2.500 Mann und 12 Geschützen ab, um St. Moritz und den Monte Cenis- Pass zu besetzen. Doch FML Crenneville kam den Franzosen mit seiner Leichten Division, bestehend aus 2 Kompanien des 7. Jägerbataillons, 2 Kompanien Wallachisch-Illyrische Grenzer und 4 Eskadronen des Chevauleger-Regimentes Nr.3 O´Reilly, sowie 6 Eskadronen des Chevauleger-Regimentes Nr.6 Rosenberg, insgesamt 1.800 Mann, zuvor. Am 21. Juni trieb FML Crenneville bei Meilherie General Dessaix nach Carrouge, südlich von Genf gelegen, zurück. GM Bogdan jagte nur mit den beiden Chevauleger-Regimentern die Franzosen dann sogar bis Evian. Am selben Tag wehrten 6 Kompanien der Tiroler Fenner Jäger bei Cesanne, einem Dorf auf der italienischen Seite des Col de Montgenevre, den Angriff eines Bataillons des 7. RILi erfolgreich ab, wobei das IR 49 die Jäger rechtzeitig unterstützte, und sicherten so die südliche Flanke FML Bubna, der im Französischen Jura vorstieß, während das IR 49 am 22. und 23. Juni den Monte Cenis überschritt.

Am 22. Juni sammelte sich das III. Armeekorps bei Hockenheim und überschritt am 23. Juni bei Germersheim den Rhein. Unterdessen traf an der Front in Ostfrankreich die 2. Bayrische Infanteriedivision, bestehend aus 5. Leichtes Bataillon und 14. Nationalfeldbataillon Ansbach, insgesamt 1.800 Mann unter GL Graf Becker, am 23. Juni auf einen Teil von Rapps V. Korps und zwar rund 300 Mann abgesessene Kavallerie und Miliz unter Brigadegeneral Meriage bei Saabrücken und Saargemünd schlug GL Raglovich mit der 1. Bayrischen Infanteriedivision, bestehend aus 3 Kompanien des 4. Leichten Bataillons, rund 350 Mann, die Franzosen. Am selben Tag traf bei Rheinzabern die hessische Division unter GL Prinz Emil, GM Folenius mit 2 Bataillonen Garde-Füsilier-Regimentes und 1 Bataillon IR Groß- und Erbprinz, auf Teile des V. Korps, die sich aber sofort auf die Hauptmacht zurückzogen.

Am 26. Juni kam es bei Surburg und Selz zum ersten größeren Gefecht an diesem Frontabschnitt. Das III. Armeekorps unter dem Kronprinz von Württemberg, bestehend aus den österreichischen IR Nr.18 Reuss-Greitz(1 Btl) und IR Nr 47 Vogelsang (2 Btl), württembergische Jäger zu Pferd Prinz Adam Nr.4 (4 Eskadronen), hessen-darmstädtische Garde-Chevauleger-Regiment (1 Eskadron), 1 Bataillon aus Frankfurt und 1 Bataillon aus Reuss, gesamt rund 4.800 Mann, drängte die 15. Division ( je 2 Bataillone von 18., 36., 39., 40. und 103 RIdLi, je 3 Eskadronen der 2. und 7. Chasseur a Cheval und 2 Batterien Fußartillerie) unter Divisionsgeneral Rothembourg Richtung Straßburg zurück. Das III. Armeekorps marschierte dann über Nieder-Ottersbach gegen die Weißenburger-Linien, zwischen Weißenburg und Lauterburg. Die französischen Einheiten räumten kampflos diesen Bereich und zogen sich Richtung Straßburg, wo die von Rapp aufgestellte Garde National und die Compagnie Franc des Bas-Rhin standen, zurück. Am selben Tag rückte das IV. Armeekorps über Morhenge auf Nancy vor.

Weiter südlich bei Dannemarie, zwischen Belfort und Basel gelegen, kam es am 27. Juni zum Gefecht, als der linke Flügel der Alliierten, bestehend aus I. Armeekorps und Reservekorps, die bereits am 25. Juni den Rhein bei Basel und Rheinfelden überschritten hatten, Richtung Belfort und Montbeliard vorging, während das II. Armeekorps von Basel über Colmar nach Straßburg rückte, um das III. AK bei der Belagerung abzulösen. Divisionsgeneral Lecourbe mit der 18. Division ( je 2 Bataillone 6., 52., 62. und 102. RIdLi) unter Divisionsgeneral Abbe und der 8. Leichten Kavalleriedivision ( je 3 Eskadronen 2. und 3. Husaren) und 12 Geschütze, gesamt 4.000 Mann, wurde von der Vorhut Schwarzenbergs unter GM Geramb, bestehend aus 2. Jägerbataillon, 4 Eskadronen des Husarenregimentes Nr.3 Erzherzog Ferdinand und Gradiskaner Grenzer Nr.8, rund 3.000 Mann, zum Rückzug gezwungen, wobei die Verluste der Österreicher 190 Tote und Verwundete betrugen, wohingegen die Franzosen einen höheren Blutzoll zu bezahlen hatten.

5) Die Schlacht von Suffelweyersheim

Während das III. Armeekorps am 27. Juni bei Kriegsheim sein Lager aufschlug, räumte Rapp seine Stellung bei Brumath und stellte seine zahlenmäßig unterlegene Truppe hinter dem Suffelbach unter Ausnützung der Höhenzüge bei  Mundolsheim und Suffelweyersheim mit dem vorgeschobenen Posten Lampertheim auf. Die 16. Division, bestehend aus je 2 Bataillonen 18., 32. und 57 RIdL und 10 Legere, unter Divisionsgeneral Albert stand hier in Linie, wobei die 10. Legere unter General Buerrman in Lampertsheim in schnell angelegten Verschanzungen Position bezog. Am rechten Flügel nahm die 15. Division, bestehend aus je 2 Bataillonen von 39., 40., 52. und 104. RIdL,  unter General Rottembourg den Raum zwischen Suffelweyersheim und dem Fluß Ill ein. Die 17. Division, bestehend  aus 17., 36., 58. und 103 RIdL, unter Divisionsgeneral Grandjean stand in Reserve gemeinsam mit der 7. Kavalleriedivision, bestehend aus je 3 Eskadronen 2., 7. und 13. Chasseur a Cheval, 11. Dragoner und 2. Husaren, unter Merlin, wobei dessen 2. Brigade hinter der 15. Division bei Bischeim stand. Zudem waren noch 6 Batterien in der Front platziert.

Am Vormittag des 28. Juni gab der Kronprinz von Württemberg dem III. Armeekorps den Befehl zum Angriff. In drei Kolonnen sollte gegen die französischen Stellungen vorgegangen werden. Ab 12h marschierten die alliierten Truppen in Richtung Süden nun vor. Am rechten Flügel rückte die Division FML Palombini, bestehend aus Brigade GM Luxem (je 2 Bataillone IR18 und 47)  Brigade GM Csollich (je 2 Bataillone IR49 und 63), und Brigade GM Kinsky (Husarenregiment Kronprinz von Württemberg), sowie 3 Batterien Fußartillerie und einer schweren Batterie, gegen Mundolsheim bzw. westlich der Ortschaft, um die französische Stellung zu umgehen, vor. Im Zentrum griff die hessische Division, bestehend aus 1. Brigade unter GM Follenius mit Leibgarde-Regiment, Gardefüsilier-Regiment, Regiment Groß-und Erbprinz und Batterie Kröll, und 2. Brigade unter Schönberg mit Leibregiment, Regiment Prinz Emil und Batterie Müller, Lampertsheim an. Am linken Flügel gingen die Württemberger, Division Doring mit Brigade Hugel (9. Jäger, 10. Leichte und 11. Scharfschützen) und Brigade Stockmeyer(6.IR), Division Koch mit Brigade Kirchberg(2., 4. und 5. IR), Brigade Misani(3. und 7. IR) und Brigade Lalance(8.IR), sowie Division Adam mit Brigade Jett ( 2. und 4. Jäger zu Pferd) und Brigade Moltke ( 5. Jäger zu Pferd und 3. Dragoner) unter General Franquemont gegen Reichstett und Suffelweyersheim vor.

Um 15h begann der Angriff. Nach Artillerievorbereitung nahm die 1. Hessische Brigade unter der persönlichen Führung Prinz Emils Lampertsheim, das nur durch ein Bataillon der 10. Legere verteidigt wurde, und den westlich gelegenen Weinberg ein. Die 2. Brigade attackierte Mundolsheim, das jedoch durch Barrikaden befestigt und die Weinberge durch französische Tirailleurs besetzt war. Die 1. Hessische Brigade rückte weiter vor, worauf Rapp  die 10. Leger und die 32. Linie die Hessen erfolgreich attackieren ließ. Prinz Emil musste mit seinen Leuten weichen. Unterdessen war die Division FML Palombini bei ihrem Umgehungsmanöver in Richtung Westen auf Hindernisse gestoßen. Nach dem Durchwaten des Suffelbaches musste der bewaldete Höhenzug, auf dem sich kleine Weingärten befanden, erklommen werden. Rapp erkannte schnell die Gefahr und sandte sofort die 36. und 103 Linie, sowie eine Brigade Kavallerie gegen die Österreicher. Die Brigade Merlin stoppte das Vordringen österreichischer Husaren, die nach einem einfacheren Weg nach Straßburg suchten. Den Franzosen gelang es, den österreichischen Vormarsch dank der Geländevorteile aufzuhalten. Nun saßen die Kaiserlichen auf den Hügeln fest, von wo sie aber nicht vertrieben werden konnten. Nachdem nun 12 hessische Geschütze ihr Feuer auf Mundolsheim konzentriert hatten stürmten um 17h die Hessen mit 1. Bataillon Leibgarde und 1. Bataillon Groß-und Erbprinz schließlich den Ort, der durch die Kampfhandlungen schwere Verwüstungen erlitt.

Inzwischen hatten die 11. Württembergischen Schützen ein heftiges Feuergefecht um Hoenheim zu bestehen. Da ihnen aber bald die Munition ausging, wurden sie durch das 4. Linienregiment ersetzt. Kronprinz Wilhelm sandte nun die Brigaden Hohenlohe und Misani frontal gegen Suffelsweyersheim, während General Hugels Brigade die Suffel östlich überquerte, um den Angriff zu unterstützen. Trotz dieser Übermacht konnte sich Rottembourg mit seinen Einheiten vier Stunden lang in der Ortschaft behaupten. Erst um 18h30 begann die 15. Division sich langsam zurück zu ziehen. Nun ließ Kronprinz Wilhelm die Brücke durch seine Württemberger mit Unterstützung der österreichischen Brigade GM Csollichs angreifen und erobern. Sofort überquerten die Württemberger, mit 4. und 5. Jäger zu Pferd an der Spitze den Fluss, während GM Csollich die Brücke sicherte. Nun ließ Rapp die 11. Dragoner und die 7. Chasseurs a Cheval unter seiner Führung die württembergischen Reiter attackieren. Der Erfolg war überraschend. Die Franzosen überrannten die Württemberger, die in Unordnung so weit zurückfluteten, dass die Angreifer sogar das persönliche Gepäck des Kronprinzen erbeuten konnten. Erst die österreichische Kavallerie unter General Wallmoden konnte den französischen Vorstoß stoppen. Somit hatten die französischen Fahnen hier wenigstens einen letzten Erfolg zu verzeichnen gehabt. Um 20h trafen auf alliierter Seite weitere Verstärkungen ein, sodass Rapp sich zum Rückzug auf die Festung Straßburg entschied, wobei er durch die 5. Jäger zu Pferd, die sich in der Zwischenzeit wieder gesammelt hatten, energisch verfolgt wurde. Als in Suffelweyersheim französische Freischärler auf die durchmarschierenden Württemberger feuerten, ließ der Kronprinz dieses Dorf zur Abschreckung ganz einfach niederbrennen. Dieser Erfolg kostete die Alliierten rund 1.200 Mann, während Rapp zwar nur 700 Mann und 6 Geschütze sowie 2 Fahnen verlor, was allerdings bei den knappen Ressourcen der Franzosen schwer wog.

6) Der Angriff im Osten

Am 28. Juni erreichte das IV. Armeekorps Nancy, wo FM Wrede Stellung bezog, um auf Österreicher und Russen zu warten. Trotz aller Interventionen GL Lamberts blieben die Bayern einige Tage hier tatenlos stehen.

Auch im Jura kam es am 28.6. bei Conflans zum Gefecht. Die Franzosen unter Brigadegeneral Bugeaud, je 2 Bataillone 14. und 20. RdIL, sowie 4 Eskadronen 10. Chasseur a Cheval, gesamt 1.200 Mann, versuchten den alliierten Vormarsch zu verzögern. Die österreichisch-sardischen Streitkräfte, General d´Audezene mit 2 Bataillonen Cacciatori Italiani und die Österreicher unter Oberst O´Brien, 1 Bataillon Jäger, IR 39 Duka und 10 Kompanien IR 49 Kerpen, 1 Eskadron Husarenregiment 9 Frimont mit 2 Geschützen und 1 Haubitze, gesamt 2.000 Mann, ließen sich nur kurz aufhalten. Die Österreicher verloren fast 500 Mann, doch die Franzosen mussten nach Montmelian an der Isere weichen.

Am selben Tag versuchte Brigadegeneral Bugeaud mit seinen Truppen den Vormarsch der Österreicher, deren Hauptmacht über Genf zog,  dann am Pass Les Rousses aufzuhalten. General Fölseis griff mit je 2 Bataillonen von IR 38 Württemberg und IR 58 Beaulieu, sowie je 4 Eskadronen der Chevauleger Nr.3 O´Reilly und Nr.6 Rosenberg die französische Stellung an. Die Franzosen hielten bis Mittag noch stand und gerade als 3 Bataillone IR 60 Gyulay den Angriff unterstützen sollten, wagten die Franzosen einen Gegenangriff. Dieser geriet aber zum Debakel, denn die österreichische Kavallerie attackierte die Flanke der stürmenden Franzosen, die daraufhin in Panik den Rückzug antraten. So erlangten die Österreicher die Kontrolle über diesen wichtigen, ins Tal der Saone führenden, Pass, wobei die Vorhut noch bis St. Claude vorstieß.

Bereits am 25. Juni hatten die Bayern mit der 1. Brigade ( 4. Leichtes Bataillon) unter GM Graf Pocci versucht, die kleine Festung Marsal im Sturm zu nehmen. Die kleine französische Garnison, rund 600 Mann mit 15 Geschützen konnte aber den Angriff abwehren. In der Nacht vom 30. Juni auf 1. Juli beschoss dann die Artillerie der 1. Bayrischen Division die Festung, doch ebenfalls ohne Erfolg. Am 1. Juli übergaben die Bayern die Belagerung an die Russen, die mit ihrer Truppenmacht von 160.000 Mann am 25. Juni die französische Grenze erreicht und den Rhein überschritten hatten. Am 3. Juli rückte General Czernitschew gegen Chalons sur Marne vor, dessen Garnison sich zuerst kampflos ergab, dann aber auf die nahenden Russen feuerte. Daraufhin stürmten die erbitterten Russen die Stadttore, metzelten einen Teil der Garnison nieder, darunter den Festungskommandanten General Rigault, und plünderten die Stadt.

Im Jura rückten am 6. Juli die Österreicher nun mit 4.000 Mann (IR 49 Kerpen 1. Landwehrbataillon, IR 4 Deutschmeister 1. und 2. Bataillon, 2 Kompanien Wallachisch-Illyrische Grenzer, 1. Landwehrbataillon des IR 8 Erzherzog Ludwig und 1 Batterie 6 pdr-Fußartillerie) auf Nantua, 45 Kilometer westlich von Genf gelegen vor. Dort stand Divisionsgeneral Dessaix mit 42. und 53. RIdLi, einer Eskadron und 5 Geschützen, insgesamt 3.000 Mann, zur Abwehr bereit. Nach dem Verlust von 400 Toten, Verwundeten und Gefangenen zogen sich die Franzosen vor den angreifenden Österreichern, die im Gefecht 150 Tote und Verwundete verloren hatten, zurück. Nun rückten die Österreicher bis zum Fort L´Ecluse, das vom 5. bis zum 7. Juli belagert wurde. Das in den Fels gehauene Fort an der Rhone, 20 Kilometer südöstlich von Genf, wurde vom 2. Bataillon der Garde National de Haute Saone und  4 Kompanien Veteranen verteidigt. Die Brigade GM Mumb, bestehend aus  1. und 2. Bataillon IR32 Esterhazy, 2 Kompanien des IR 4 Deutschmeister und 2 Batterien Fußartillerie, vom Reservekorps zur Blockade der Festung abgestellt, erfüllte ihre Aufgabe. Ein glücklicher Treffer ins Pulvermagazin der Festung ließ die Garnison am 7. Juli kapitulieren, wobei den Österreichern noch 4 Geschütze und 1 Fahne in die Hände fielen.

7) Der alliierte Vormarsch

Ebenfalls zwischen 5. und 7. Juli wurde das, im Tal der Durance gelegene, Fort La Grotte von der Kolonne O´Brien, bestehend aus  Jägerbataillon Nr.10 und 3 Kompanien von IR 49 Kerpen, insgesamt 2.000 Mann, eingeschlossen. Schnell konnte ein Detachement  Les Echelles besetzen und dort die Verpflegung für 3.000 Mann sicherstellen. Am 7. Juli kapitulierte die aus 90 Veteranen bestehende Garnison, die gegen Ehrenwort in die Heimat entlassen wurde. Nun war die Straße für das Korps FML Bubna frei, um mit der Hauptmacht unter GdK Frimont auf gleicher Höhe vorzugehen. Während des Vormarsches konnte in Bourgoin am 9. Juli Lucien Bonaparte, der in Verkleidung zu fliehen versucht hatte, gefangen genommen werden.

In der Festung Belfort setzte sich die Garnison unter Divisionsgeneral Boyer aus 1. und 2. Bataillon der Garde National Jura, 1., 2. und 3. Bataillon Garde National Doubs, 16 Kompanien Veteranen 1 Bataillon Garde National Sedentaire und 2. Bataillon  Militaire Retraites, gesamt 8.000 Mann, zusammen. Bereits am 29. Juni begann die Belagerung durch die österreichische Division GM Scheither, die aus 4. Bataillon IR 2 Kaiser Alexander, 3. Bataillon IR 11 Erzherzog Rainer, 2 Bataillonen IR 17 Reuß-Plauen, 4. Bataillon IR 31 Benjowsky, 4. Bataillon IR 40 Württemberg, 4 Bataillonen IR 41 Kottulinsky , Reservebataillon IR 44 Bellegarde, 3 Bataillonen IR 54 Roon und 3 Bataillonen IR 56 Colloredo, zusammen 14.000 Mann, bestand. Die Belagerung währte bis zum 8. Juli, als die Festungsbesatzung kapitulierte. In diesem Kampf verloren die Franzosen 1.500 Tote und Verwundete, während die Österreicher 2.000 Tote, Verwundete und Kranke einbüßten.

Im Süden rückte die österreichisch- sardische Armee auf Grenoble zu, wo 8 Bataillone mit 54 Geschützen und 8 Mörsern, zusammen 7.500 Mann, die Stadt verteidigen wollten. Am 9.Juli griff GL Latour mit dem gemischten Korps, bestehend aus 2 Kompanien Liechtenstein Velites, 2 Bataillonen Jäger, 1 Bataillon IR 49 Kerpen 6 Eskadronen des Husarenregimentes Nr.9 Frimont und 2 Bataillone Regimento della Guardia und 1 Bataillon Cacciatori di Nizza, insgesamt 13.000 Mann Grenoble an, das daraufhin kapitulierte. Mit dem geringen Verlust von 180 Toten und Verwundeten hatten die Alliierten einen schnellen Erfolg verbucht. Die Verluste der Franzosen waren nicht feststellbar, da die Nationalgardisten nach der Kapitulation einfach nach Hause gegangen waren. Nachdem am 7. Juli Paris von den Briten und Preußen besetzt worden war, erlahmte der Kampfeswille der Franzosen an vielen Orten.

Am 9. Juli kam es während der Belagerung von Straßburg bei Hausbergen zum Gefecht, als die Franzosen einen Ausfall riskierten. Divisionsgeneral Albert griff hier mit je 3 Bataillonen des 10. und 18 RI dL, 2 Bataillonen des 32. RIdL, je 3 Eskadronen der 11. und 19. Dragoner, sowie der 7. Chasseur a cheval im Schutze eines dichten Nebels die Belagerer an. Der angegriffene Teil des II. Armeekorps, bestehend aus 2 Bataillonen IR 42 Erbach 1 Bataillon Baden Leibgarde-Grenadiere und 2 Bataillone des IR 3 Großherzog, die Landwehrinfanterieregimenter Nr. 6,7 und 8, 1 Jägerbataillon und die badischen Dragonerregimenter Nr. 1 und 2, zusammen 10 Eskadronen, insgesamt 13.200 Mann, konnte den Ausfall zurückschlagen, wobei die Österreicher 759 Tote und Verwundete, die badischen Truppen 170 Tote und Verwundete verloren. Den Franzosen kostete diese Aktion 500 Tote und Verwundete, sowie 1.700 Gefangene.

Am 10. Juli griff das IR 8 Erzherzog Ludwig mit 6 Kompanien, etwa 1.000 Mann, den französischen Brückenkopf Macon, der von 800 Nationalgardisten mit 5 Geschützen verteidigt wurde an. Die Franzosen räumten nach kurzem Gefecht Macon und zogen sich über den Fluss zurück. Nach der Besetzung Macons rückte das II. AK unter FML Bubna am linken Ufer der Rhone gegen Lyon vor, während das I.AK unter FML Radivojevich bei Macon begann die Saone zu überqueren. Am 11. Juli unterzeichnete Marschall Suchet ein Waffenstillstandsabkommen mit GdK Frimont, wodurch die Feindseligkeiten in diesem Frontabschnitt endeten. Suchet räumte Lyon und zog sich hinter die Loire zurück. Die Österreicher besetzten nun durch das II.AK Lyon, während das I.AK gegen Chalons vorrückte. Die Brigaden GM Hecht, GM Trenk und GM Fölseis rückten auf Besancon vor. Chalons wurde von den Franzosen geräumt bevor die Vorhut des I.AK unter FML Crenneville eintraf. So wurde die Abteilung General Laplane im Raum Salins eingeschlossen und musste sich ergeben. Am 20. Juli rückte das I. AK von Chalons nach Autun vor, wobei die Vorhut Nevers und Moulins erreichte. In Dijon traf die Armee von Italien auf die Armee des Oberrheins. Inzwischen war auch die Armee von Neapel unter FML Bianchi nach dem Sieg über Murat in Richtung Frankreich unterwegs gewesen und konnte problemlos Toulon, Avignon, Orange und Aix en Provence besetzen, während die Anglo-sizilianische Armee unter General Howe in Marseille an Land ging. Marschall Brune zog sich über Avignon zurück, wo er Selbstmord beging.

Die Kämpfe um die Festung Straßburg, bereits seit 28.Juni von den Alliierten völlig eingeschlossen, wurden intensiver. General Rapp verfügte über 10. RILe, 32, 36. und 40. RILi, sowie das 11. Bataillon der Nationalgarde, 11. und 19. Dragonerregiment und 2. und 7. Chasseur a Cheval, dazu noch 2 Bataillone Invaliden, insgesamt 21.000 Mann.

Die alliierten Belagerer unter dem Kronprinz von Württemberg bestanden aus der österreichischen Division Palombini mit den Brigaden GM Luxem( je 2 Bataillone IR 18 Reuss-Greitz und Ir 47 Vogelsang, 3 Bataillone IR 40 Württemberg, 2 Eskadronen Husarenregiment Nr.6 Kronprinz von Württemberg) und FML Fürst Philipp von Hessen-Homburg mit den hessen-darmstädtischen IR Leibgarde, 3 Bataillone, 1. Bataillon des IR Groß-und Erbprinz, 1 Leichtes Infanteriebataillon, 1 Zug des Garde-Chevauleger-Regimentes, 1. und 2. Batterie Fußartillerie, insgesamt 8. 000 Mann mit 12 Geschützen. Die Belagerung währte bis zum 30. Juli.

Bereits seit 2. Juli war die Festung Neu-Breisach durch die Alliierten belagert. Die Garnison unter Brigadegeneral Dremencourt bestand aus 2.000 Nationalgardisten. Die Truppen der Belagerer bestanden aus dem hessen-darmstädtischen IR Groß- und Erbprinz, nur das 2.Bataillon, und unter GM Baron Volkmann die badische Landwehrbataillone Nr.1, 5 und 8, das österreichische IR Nr.63 Bianchi, 4. Bataillon, und 2 Eskadronen des Chevaulegerregiment Nr.1 Kaiser, sowie 2 Batterien Fußartillerie. Am 10. August kapitulierte Neu-Breisach.

Die Festung Landau, durch Oberst Geither, einem gebürtigen Deutschen, verteidigt, wurde am 22. Juli von preußischen Einheiten eingeschlossen und hielt sich bis zum 25. August. Erst dann wurde Landau an Ludwig XVIII. übergeben. Auch die Zitadelle Bitsch, wo General Baron Charles Auguste Creutzer, ebenfalls ein gebürtiger Deutscher, mit 800 Nationalgardisten, von bayrischen Truppen unter General Zoller belagert wurde, konnte sich bis Kriegsende halten und wurde dann von der Besatzung an Ludwig XVIII. übergeben. Die Festung Auxonne, auf dem Weg vom Tal der Saone nach Dijon gelegen, wurde hingegen von der österreichischen Division FML Stutterheim am 26. August eingeschlossen. Nach kurzem Bombardement kapitulierte die Festung am 27. August.

Das Fort Hüningen, das sich ungeachtet der am 25. Juli eingetretenen Waffenruhe weiter kämpferisch verhielt,  wurde ab 15. August mit schwerer Belagerungsartillerie beschossen. In der Festung stand Brigadegeneral Baron Barbanegre mit 1 Bataillon des 52 RIdLi und 3.000 Nationalgardisten. Die Belagerer unter Erzherzog Johann bestanden aus 2. und 3. Bataillon des IR 36 Kollowrat, 4. Bataillon IR 41 Kottulinski, 1 Bataillon IR 44 Bellegarde, 2 Bataillone IR 18 Reuss-Greitz, 2 Bataillone IR 47 Vogelsang, hessen-darmstädtisch IR Groß- und Erbprinz(2. Bataillon), 2 Bataillone Leibgarde, 2 Bataillone IR Leib, 2 Bataillone IR Prinz Emil und 5 Batterien, insgesamt 15.000 Mann. Dazu stießen später noch 10 schweizerische Bataillone unter Oberst Karl von Affry. Als die Franzosen Basel erneut beschossen, schaltete die schwere Belagerungsartillerie, mittlerweile standen 108 Geschütze auf alliierter Seite,  die französischen Geschütze aus. Erst am 26. August kapitulierte schließlich die Festung Hüningen mit 1.900 Mann.

Als Antwort auf den früheren Beschuss von Basel  rückte die Schweizer Armee, die mit den Divisionen Gady, Füßli und d´Affly bei Neuenburgersee, Solothurn und Aarberg aufgestellt war, unter General Bachmann am 4. Juli in die Franche Comte ein. Gedeckt durch zwei österreichische Korps konnten die Eidgenossen Jougne, Pontarlier, Fort Joux und St. Hippolyte nehmen. Allerdings stand das Unternehmen unter keinem guten Stern, da nach Verpflegungsproblemen viele Einheiten meuterten und so General Bachmann wieder den Rückzug antreten musste, worauf er am 26. Juli sein Kommando niederlegte. An seiner Stelle übernahm nun General Castella den Oberbefehl, ohne sich aber weiter an den Aktionen der Alliierten zu beteiligen.

Die Besetzung von Paris am 24.Juli führte zu einem Ende der Kämpfe an allen Fronten. Allerdings dauerten die Kämpfe und Verhandlungen bezüglich der Übergaben der letzten französischen Festungen noch länger an.

Bibliographie:

Eduard Chapuisat, Der Weg zur Neutralität und Unabhängigkeit 1814 und 1815. Bern 1921
Carl von Plotho, Der Krieg der verbündeten Europas gegen Frankreich im Jahre 1815. Berlin 1818
William Siborne, The Waterloo Campaign 1815. Birmingham 1895 (4.Edition)
Digby Smith, The Greenhill Napoleonic Wars  Data Book. London 1998
Johannes Wieland, Kriegsbegebenheiten in Helvetien und Rhätien als Handbuch zum Militairunterricht für Schweizeroffiziere aller Waffen. Basel 1827 Bd.2